Helfen macht müde -Gegen den Burn-out
mit frdl. mündl. Genehmigung durch Prof. Dr. J. Fengler Universität zu Köln
Aus Fengler. J. 93, „Helfen macht müde“ , Pfeiffen, München
Im folgenden sind einige Fragen und Vorschläge zusammengestellt, mit denen in verschiedenen Lebensbereichen des Alltags, Psychohygiene pragmatisch beginnen kann. Jede Frage stellt ein doppeltes Angebot dar:
– sich des Sachverhaltes deutlicher bewußt zu werden und dann zu klären, ob Einstellungsänderung, Neuentscheidung oder Verhaltenskorrektur erfolgen sollen.
– Denjenigen Leserinnen und Lesern die diese Fragen für ihr eigenes Leben zu prüfen beabsichtigen, sei empfohlen, sich pro Tag nur eine einzige davon vorzunehmen und sich von ihr durch den Tag begleiten zu lassen:
1. Stellen Sie eine Liste der >Du solltest …. -Sätze < zusammen die Ihnen als Inanspruchnahme durch Ihnen wichtige Personen geläufig sind. Prüfen sie welchen dieser Beanspruchungen Sie in Zukunft noch gerecht zu werden beabsichtigen und welchen nicht.
2. Fertigen Sie ebenso eine Liste aller > ich sollte ….-Sätze < an, die in Ihrem Kopf existieren. Prüfen Sie auch hier welche dieser Selbstverpflichtungen Sie in Zukunft aufrechterhalten wollen und welche nicht.
3. Schreiben Sie nieder in welchen Momenten des Alltags Sie in Ihrem Leben die schiere Unvernunft walten lassen . Fragen Sie sich dann > wo dies unerläßlich ist und wo dies vermieden werden kann.
4. Bringen Sie in Erfahrung welche Gedanken> Wünsche, Pläne, Handlungen in ihrem Leben unerledigt sind vom Größten bis zum Kleinsten. (vgl. >Du solltest … Sätze< und Ich sollte… -Sätze ). Entscheiden Sie dann welche davon Sie innerhalb der nächsten vier Wochen erledigen wollen und welche Sie unerledigt lassen können oder müssen. Es gilt: Alles Unerledigte bindet Kräfte.
5. Welche Personen und Situationen bringen Sie zuverlässig in Rage? Lassen sich Bedingungen ihres Lebens so umstellen, daß diese kritischen Begegnungen seltener eintreten als bisher?
6. Welche Ihrer gegenwärtigen Tätigkeiten sind Ihnen ausgesprochen lästig? Ist es möglich, einige davon in Zukunft seltener kürzer oder nicht mehr auszuüben?
7. Gibt es in Ihrem Bekanntenkreis und unter Ihren Klienten solche Personen, mit denen Sie eigentlich keine Begegnung wünschen? Ist es in diesen Fällen möglich, die Kontaktrate wesentlich zu verringern oder den Kontakt in absehbarer Zeit zu beenden? Gibt es andererseits Menschen mit denen Sie gern häufiger zusammen wären? Ist dies einzurichten?
8. Mit welchen Tätigkeiten gestalten Sie Ihre Freizeit? Sind Sie danach erfrischt und bereichert oder danach dumpf gereizt und ausgelaugt?
9. Bei Welchen Gelegenheiten sehen Sie Ihre engeren und weiteren Verwandten? Ist das zu wenig zu viel oder gerade richtig?
10. Für welche Dinge geben Sie viel Geld aus? Ist diese Mittelverteilung richtig oder kommt für Sie eine Planung: >Weniger Arbeit = weniger Einkommen = weniger Konsum = mehr Erholung< in Betracht?
11. Worüber reden Sie in informellen Begegnungen bevorzugt? Sind Sie danach angeregt, entspannt und wohlgestimmt oder maskenhaft > erregt und müde?
12. Gibt es in ihrem Leben eine Tätigkeit bei der sie zuviel Zeit verbringen z.B. Autofahren, Fernsehen, Aufenthalt in Gaststätten, Putzen, Kontakt mit von Ihnen nicht geschätzten Personen, Konferenzen? Ist es aussichtsreich in einem dieser Punkte eine Änderung anzustreben?
13. Schreiben Sie alle Unsitten, die Sie an sich kennen von den harmlosesten Eigenarten bis hin zu den schwersten Torheiten nieder. Notieren Sie dann ,welche davon Sie bis zum Ende dieses Monats oder Jahres ablegen wollen.
14. Notieren sie möglichst detailliert, was an einem typischen Arbeitstag, den sie erleben, wann geschieht. Achten sie besonders auf Zeiten des Übergangs, z. B. Aufstehen – Frühstück – Haus verlassen, Arbeit – Mittagessen – Arbeit, Arbeit – Fahrt nach Hause – Begegnung mit Angehörigen und Freunden, Abendessen-Freizeit-Schlaf. Schreiben sie die genauen Uhrzeiten dazu und auch, welche Zeitspannen des Tages ihnen zusagen und welche nicht. Fragcn sie sich, ob sie an diesem typischen Arbeitstag etwas verändern wollen.
15. Wenn sie ihren normalen Arbeitstag nun gut kennen, haben sie jetzt Gelegenheit, sich ihren idealen Arbeitstag auszumalen. Beschreiben sie ihn Stunde für Stunde detailliert und genau. Prüfen sie dann, welche Teile daraus auch in Ihrem wirklichen Leben Platz finden können.
16. Bei welchen Themen ,Situationen und Personen greifen sie zu kleinen, mittleren oder großen Übertreibungen, Unwahrheiten oder Lügen? Ist es möglich, einige davon loszulassen?
17. Wo entwickeln und pflegen sie kleine Verdrängungen Verleugnungen und Verkennungen, also selbstinszenierte Unschärfen in Wahrnehmung, Äußerung und Erinnerung, die, sie zugleich sehr wohl bemerken?
18. Spüren sie in sich einen ständigen Änderungsdruck, dem sie nicht länger gehorchen wollen? Oder erleben sie sich schwerfällig und änderungsabgeneigt, obwohl es notwendig wäre, Dinge in Bewegung zu bringen? Besteht in Ihrem Leben eine Balance zwischen Veränderung und Erhaltung?
19. Finden sich im Laufe Ihres Arbeitstages und Ihrer Lebenswoche ausreichend Zeiten für Extraversion und Introversion? Oder hat eines von beiden ein starkes einseitiges Übergewicht im Vergleich zum anderen?
20. Dienen die Kontrakte, die sie mit Klienten und Bekannten haben, auch Ihrer eigenen Inspiration und Entfaltung? Oder handelt es ich dabei überwiegend um Pflichten? Besteht die Möglichkeit ,sich von einigen dieser Begegnungen zu befreien? Oder benötigen sie mehr davon?
21. Beobachten sie an sich Selbstmitteilungen, in denen sie sich tadeln, entwerten und beschimpfen? Ist es möglich, diese Dauerselbstberieselung abzustellen?
22. In welchen Bereichen Ihrer Wohnung fühlen sie sich wirklich wohl? Gibt es Flächen, die ihnen nicht gefallen, die sie beunruhigen oder ängstigen? Ist Abhilfe denkbar? Gibt es Bereicbe, die sie für die Regeneration ausbauen und anders gestalten sollten?
23. Findet sich im Laufe jedes Tages in Ihrem Leben Raum zum Denken, Fühlen, Empfinden und Intuieren? Wenn nicht: Ist dem abzuhelfen?
24. Auf welche Weise entlasten Sie sich von angestauten Spannungen? Sind diese Formen wünschenswert? Schädigen sie damit sich selbst oder andere? Wünschen Sie sich eine Änderung darin?
25. Wie stellen Sie es an, sich im Alltag zu entmutigen und klein zu machen, häßliche Stimmungen in sich zu erzeugen, in Ängste zu versinken und sich Lebensmut und Lebensfreude zu nehmen ?
26. Was können sie von anderen Menschen erbitten und was bringen sie als Bitte auf keinen Fall über die Lippen ? Werden sie dabei gut versorgt, oder kommen sie seelisch häufiger zu kurz?
27. Welche Gebote, Verbote, Tonlagen und Aufforderungen aus früher Kindheit kennen sie. Welche davon nehmen noch heute Einfluß auf Ihre Entscheidungen und Ihr Verhalten? Sind solche darunter, die sie ablegen oder durch andere Mitteilungen ergänzen wollen?
28. An welchen Orten, zu welchen Zeiten, durch welches Tun und Lassen und mit welchen Menschen können sie vor und besonders nach anstrengenden Zeiten Kraft schöpfen? Tun sie es auch? Wer diese Fragen in Ruhe bedacht hat, mag Lust bekommen, einige Bereiche seines inneren und äußeren Hauses zu renovieren.